Ja, es gibt Interesse für Frauengeschichte. Setzt einen Vortrag an über das Matriarchat, über Göttinnnen oder das geheime Wissen der Hexen und ihr könnt auf zahlungswillige Teilnehmerinnen zählen. Aber die Geschichte der Frauen in der eigenen Stadt? Nichts.
Ich mache mir nicht besonders viel aus Göttinnen (den meisten sieht man an, daß sie von Männern erfunden wurden), ich glaube nicht, daß es das Matriarchat in der Form, wie Frau Göttner-Abendroth es erträumt, jemals gegeben hat. Hexer und Hexen waren ebensooft die Opfer neidischer Nachbarinnen wie männlicher Denunzianten, und was ihr medizinisches Wissen betrifft, so kann ich nur hoffen, daß ich es niemals näher kennenlernen werde. Wer von sanfter Medizin spricht, hat nicht genug Phantasie, sich vorzustellen, wie es sein muß, auf Sadebaum, Gottesgnadenkraut und Pulsatilla D4 angewiesen zu sein.
Die Psychospielchen, das esoterische Gesülze, Tändelei mit dem Neuheidentum - die deutsche Frau spinnt wieder. Otto-Peters würde sich im Grab rumdrehen. In Dresden werden die Krippen geschlossen. Raus aus dem Labyrinth auf die Straße, möchte man sagen, aber wem? Nicht jede Frau hat ein Internet, heißt es in Silicon Saxony. Und die freundliche Frau vom Reformhaus hält es gar für Teufelswerk. Mich deucht, ich hör ein ganzes Chor.
Die Musik hört auf, alle Stühle sind besetzt. Ich tauge nicht für dieses Spiel. Es gibt andere.

Flora Tristan Centro de la Mujer Peruana

offener Brief von Rosa Palomino, führende Aymara-Frau aus Puno